Ich glaube für dieses Phänomen gibt es keine wirkliche wissenschaftliche Erklärung. Ich habe zumindest bei der Recherche für diesen kurzen Blogbeitrag keine gefunden.
Das erste Mal von diesem Effekt aktiv gemerkt habe ich auf dem Einzelkämpferlehrgang der Bundeswehr während der Hungerwoche, als wir durch die Nacht marschiert sind. Alles hat weh getan, man hatte Hunger und das Marschieren schien schier endlos weiterzugehen.
Ein Schritt nach dem anderen durch die Dunkelheit, immer wieder den Rucksack neu zurechtrücken, weil wieder einmal irgendwo etwas gedrückt hat. Es war zwar eine laue Sommernacht, aber durch den monsunartigen Regen war man bis auf die Boxershorts nass und die Erschöpfung hatte so ein leichtes Spiel, bei jedem von uns, einzudringen.
Die Dunkelheit hat uns quasi verschlungen. Dennoch hat man immer wieder jemanden vor sich taumeln sehen mit einem Drall in die eine oder andere Richtung. Mit jedem Blinzeln blieben die Augen einfach deutlich länger zu und der Körper machte einfach weiter, bis man urplötzlich mit den Füßen den normalen Weg verlies und sich etwas hangaufwärts oder abwärts bewegte und somit aus dem Sekundenschlaf gerissen wurde. Bei jedem von uns war diese Dauer jedoch anders. Beim einen waren es nur einige Schritte, wieder andere konnten durchaus mal 20 Meter in dieser Verfassung der Erschöpfung laufen.
Als ich mit niederländischen Spezialkräften irgendwo auf der Welt zusammensaß, hatten wir genau dieses Thema: „vor Erschöpfung gleichzeitig Laufen und Schlafen zu können.“ Und auch jeder von ihnen konnte mir Geschichten erzählen und jede war auf ihre Art und Weise lustig.
So kamen wir darauf, in unserem kleinen Kreis dieses Phänomen den Dolphin Mood zu nennen.
„Delfine schlafen, indem sie immer eine Gehirnhälfte einschlafen lassen und mit der anderen wach bleiben. Dadurch wird die Atmung aufrechterhalten. Außerdem bleibt ein Auge beim Schlafen stets geöffnet, sodass Umgebung und mögliche Angreifer wahrgenommen werden können.“
Für das tägliche Leben kann man sich aus dieser Sache folgendes mitnehmen: Man kann immer weiter.
Wenn wir einen Grad der Erschöpfung erreicht haben, muss man ihn nur überschreiten um weitermachen zu können. Schlafende Delfine oder schlafend laufende Menschen beweisen es.
Unser Limit setzen wir uns selbst – und erst wenn wir einen Blackout haben, haben wir das Limit erreicht und überschritten.
Wenn der Kopf nicht mehr will, kann der Körper noch zu 75-80%.